Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 80: Feldpostschreiben von Richard Pöhn an die Mutter und Schwester in Wien, 7. August und 8. September 1916 aus Plzen/Pilsen

1916 08 07Der 24jährige Richard Pöhn (geb. 1892) war seit Beginn des Ersten Weltkriegs als Mannschaftssoldat an der Frontlinie in Russland und in Südtirol eingesetzt gewesen. Im Sommer 1916 kam er zu einer „Arbeiterkompanie“ bei der Artillerie in Plzen/Pilzen. Die näheren Umstände lassen sich nicht rekonstruieren. Wie er an die Mutter in Wien schrieb, fehlten anfangs auch ihm selbst nähere Informationen dazu. Direkt angesprochen wird auf der Postkarte, dass der junge Mann – wie bereits als Soldat – auch in der aktuellen Situation Unterstützung, wahrscheinlich in Form von Kleidung, Werkzeug oder Geld, von der Familie zu Hause benötigt hat – und offenbar auch damit rechnen konnte.

Postkarte an die Mutter Amalie Pöhn

7./8. 1916
Liebe Mama!
Gestern sind wir noch von den Quatieren weck und sind in einer Kaserne. Meine Adreße ist und wird es hofendlich bleiben (Pilsen Bory Adilerikaserne des Adillerieregiments No 19. Arbeiterkomp.) Wir werden beim Militär bleiben. Es ist so wie in anfang des Krieges, mann weis lange nicht wie man daran ist. Heute waren wir in die Werke, es wurde die Brofesion aufgenommen, morgen geht’s an die Arbeit. Wann und was du mir senden solst, werde ich noch schreiben. Vorläufig weis ich selbst nicht mehr. Arbeitszeit von 6h früh bis 7h abens 1 ½ St. Mittag. Sonst geht es mir gut, viele herzliche Grüße und Küsse von deinem Sohn Richard
Grüße an alle.

Postkarte an die Schwester Addy (Adolfine) Pöhn

8./9. 1916
Liebe Addy!
Habe heute deinen Brief von 3./9. erhalten. Wenn ich am Sonntag komme, so komm ich um 9h-10h früh zuhause an. Bestimmtes kann ich leider nicht schreiben, denkt dir H. Hans hat mir 10 K gesandt.
Viele herzliche Grüße u. Küße von Deinem Bruder
Richard

Diese zwei Schreiben sind die letzten erhaltenen Poststücke aus der Korrespondenz von Richard Pöhn. Wie aus seiner Todesanzeige hervorgeht, starb er im November 1918 unter nicht rekonstruierbaren Umständen in einem Spital in Innsbruck.

Sammlung Frauennachlässe NL 20
Kein weiterer Eintrag aus diesem Nachlass.
Voriger Eintrag aus der Korrespondenz von Richard Pöhn am 29. Februar 2016

Die Verwendung der Namen der Schreiber/innen und ihrer Familien folgt den vertraglichen Vereinbarungen der Sammlung Frauennachlässe mit den Übergeber/innen. In den Dokumenten genannte Namen dritter Personen werden aus Datenschutzgründen anonymisiert.

Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 80, Postkarte von Richard Pöhn, Datum, SFN NL 20, unter: URL