Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien (Web)
Ort: Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien, Lerchenfelderstr. 124-126, 1080 Wien, Hof 3
Zeit: Sa., 09. September 2017, 14:00 Uhr
Das Verhältnis zwischen Frauen- und Arbeiterbewegung war von Anfang an kompliziert. Zwar hatte das Verhältnis der Geschlechter noch in vielen frühsozialistischen Bewegungen eine Rolle gespielt, doch schon bald standen sich beide feindlich gegenüber. In der Arbeiterbewegung gewannen gegen Mitte des Jahrhunderts antifeministische Vorstellungen die Oberhand, etwa der Proudhonismus mit seiner Idee von der Minderwertigkeit der Frauen oder auch die Vorstellung, das Geschlechterverhältnis sei lediglich ein „Nebenwiderspruch“.
Als 1864 die Erste Internationale gegründet wurde, wurde sie von bürgerlichen Frauenrechtlerinnen als dezidiert antifeministische Organisation wahrgenommen. In diesem Konflikt nahmen feministische Sozialistinnen eine besondere Rolle ein: Sie versuchten, das Auseinanderdriften dieser beiden Bewegungen zu verhindern, indem sie die Perspektive der Geschlechterdifferenz in die Arbeiterbewegung hineintrugen.
Viele ihrer Ideen sind bis heute aktuell und stellen die Eckpunkte traditioneller Sozialismusgeschichte in Frage, zum Beispiel die These, dass der Konflikt zwischen Anarchismus und Marxismus die zentrale Auseinandersetzung gewesen sei. Die damaligen Debatten und Konflikte werden gezeigt am Beispiel von vier Aktivistinnen, die sich mit einem dezidiert feministischen Anliegen innerhalb der Ersten Internationale engagierten: Die Französinnen Virginie Barbet und André Léo, die Russin Elisabeth Dmitrieff und die US-Amerikanerin Victoria Woodhull.