Bernhardine Alma (geb. 1895) beschrieb in ihrem Tagebuch die politisch aufgeheizte Stimmung in ihrem persönlichen Umfeld. Sie schilderte das „Politisieren“ mit verschiedenen Personen, insbesondere die nationalistischen Unstimmigkeiten mit ihrem Geliebten Jaro G. beschäftigten sie sehr. Dabei ist eine allgemeine Resignation in den Einträgen festzustellen, insbesondere durch die anhaltend schwierige Situation, Lebensmittel und Heizmaterial bekommen zu können.
17./XI. 1918 Sonntag, Nachmittag
[…] Meisner [einer der Zeitungsredakteure, der literarische Texte von Berhardine Alma verlegt hat] [und ich] gingen gemeinsam nach Hause, er klagt über Kopfschmerzhen etz, politisierte, wobei ich sogar die Partei der Kaiserin Zita nahm, da er sie „haßt“. […]
Sonntag, abends, 24./XI. 18.
[…] Teilweis tut es mir sehr leid, daß wir den Krieg so verhaut haben. Gott erbarme sich! […]
4./XII. 18. Abends
„Mein Gott, mein Gott! Warum hast du uns verlassen!“
Diese trostlose politische und wirtschaftliche Lage, dazu dies elende Wetter! Diese Welt von Haß, der wir preisgegeben sind. Dabei persönliche Enttäuschungen und innere Quälereien – […]
8.12.1918
[…] Mein armes, liebes, schönes Wien!!! – – Wenn’s nur bald anders werden möchte! –
[…] Der Jaro schweigt sich wieder mal aus. Und das letzte mal war er so voll Triumpf wegen der czechischen Erfolge, mir, der Deutschen gegenüber – […]
11.1.1919
[…] Heute bekam ich einen sehr netten und lieben Brief vom Sektionschef, ein Dankschreiben für die im R. K. [Roten Kreuz] geleistete Arbeit. Das ist wenigsten eine sehr liebe Anerkennung, gefiel auch den Eltern sehr. […]
Sammlung Frauennachlässe NL 09
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Die Verwendung der Namen der Schreiber/innen und ihrer Familien folgt den vertraglichen Vereinbarungen der Sammlung Frauennachlässe mit den Übergeber/innen. In den Dokumenten genannte Namen dritter Personen werden aus Datenschutzgründen anonymisiert.
- Zum Tagebuch von Bernhardine Alma im Ersten Weltkrieg siehe auch: Ulrike Seiss, “… ich will keinen Krieg oder als Krankenschwester mit!” Selbstinszenierungen, Kriegsrezeption und Männlichkeitsbilder im Tagebuch einer jungen Frau im Ersten Weltkrieg, Wien, Diplomarbeit, 2002 sowie weiters https://ww1.habsburger.net/de.
Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 142, Tagebuch von Bernhardine Alma, Datum, SFN NL 09, unter: URL