Vortrag: Tim Rütten: Schelten schelten Schelten. Querelle des Servantes, 16.11.2020, virtueller Raum

Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) | Kunstuniversität Linz in Wien: IFK-Lecture (Web)
Zeit: 16.11.2020, 18.15 Uhr
Ort: virtueller Raum, via Wien
„Querelle des femmes!“ Ein Schlagwort mit bedeutungsvollem Klang. Der Streit um die Frauen. Ein Streit der Geschlechter. Ein gelehrter, europäischer Debattenkomplex, der sich jahrhundertelang um das Wesen des Geschlechterstreits drehte. Was zum Teufel wollen da die Mägde? Recht unterschiedliche Meinungen standen sich um 1700 gegenüber. Waren alle Mägde ‚teuflische Huren‘ – oder aber waren doch die dienstlichen Umstände schuld?
Der Vortrag beleuchtet die Debatten über das vermeintliche Wesen von Mägden. Hierbei soll der Streit im Gesinde- respektive Mägdediskurs betrachtet werden. Dieser wird als Nebenschauplatz der Querelle des femmes verstanden, der Vortrag konzentriert sich dabei auf den ersten Peak des Diskurses zwischen den 1680er- und den 1720er-Jahren. Als Leipziger Mägdestreit bekannt geworden, verdichteten sich in diesen Jahren die An- und Vorwürfe und ein eng verzahnter Komplex entstand. Schelte auf Schelte erschien, und sowohl die lobenden als auch die verdammenden Schriften bedienten sich einer schimpfenden Grundhaltung.
Die Schriften erschufen ein zwischen femme fatale und femme ridicule changierendes Kollektivsubjekt. Gleichsam gefährlich und lächerlich ließ sich durch einen Bezug auf Mägde Gesellschaftliches zuspitzen. Probleme erschienen gravierend, Lösungen waren dringend gesucht. Im Vortrag sollen sowohl das Wie als auch das Was der Wissensvermittlung beleuchtet und mit rechtlichen und sozialen Begebenheiten verbunden betrachtet werden.
Weiterführende Informationen finden sich im Gastbeitrag „‚Gesind Teuffel‘: Die gefährliche Dienstmagd“ von Tim Rütten, der am 15.11.2020 auf orf.at veröffentlicht worden ist (Web).
Tim Rütten studierte Deutsche Philologie, Geschichte und Philosophie in Köln und Paris. Im Dissertationsprojekt „Von Mägden, Mächten und Moral – Formen und Fiktionen im Dienstmägdediskurs“ untersucht er, wie Gesellschaften einerseits mit ledigen Frauen und andererseits mit Fremden umgingen. Von 2015 bis 2020 hatte Tim Rütten am Institut für Geschichte an der Universität Wien eine Prae-Doc-Stelle mit dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte der Neuzeit inne.  Derzeit ist er IFK_Junior Fellow.