Podiumsdiskussion: Smash Patriarchy? Feministischer Aktivismus nach 20 Jahren „Gender Trouble“, 30.11.2010, Wien

STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung

Zeit: Dienstag, 30. November 2010, 19 Uhr
Ort: Stichwort, Diefenbachgasse 38/1, 1150 Wien (U4, U6 Längenfeldgasse)
Podiumsdiskussion mit Anneliese Erdemgil-Brandstätter, Birge Krondorfer, Sushila Mesquita, Christine Klapeer und Hanna Hacker (Moderation)
2010 jährte sich zum zwanzigsten Mal das Erscheinungsdatum jenes Buches, das als historischer Wendepunkt für das Selbstverständnis feministischer Bewegungen im Westen und für akademische Analysen von Geschlechterverhältnissen gilt: Judith Butlers „Gender Trouble“ (dt. „Das Unbehagen der Geschlechter“). Ähnlich weit – oder kurz – zurück liegen aber auch die Diskussionen um das politische Konzept des „Affidamento“, wie es der so genannte italienische Feminismus Ende der 1980er Jahre in die Debatte warf. Bald danach erreichte die rebellische Dimension dessen, was „Third Wave Feminism“ heißt, oder „Postfeminismus“, manchmal „Popfeminismus“, ihren Höhepunkt. Neu waren damals die Bewegung der Riot Grrrls ebenso wie massives Sichtbar- und Hörbar-Werden von Feministinnen mit nicht-westlichem Hintergrund, verheißungsvoll die geschlechtertransgressiven Entwürfe im Cyberfeminismus.

2010 blicken wir allerdings ebenso auf schwierige Erfahrungen zurück: auf die Ambivalenzen einer institutionell verordneten Gender-Mainstreaming-Politik, auf ein sukzessives Verschwinden von einst hart erkämpften, utopisch besetzten „Frauenräumen“, auf immer wieder populäre feminismusferne „Girlies“ oder „Alpha-Mädchen“, schließlich auf reaktionäre Ethnisierung von Geschlechterpolitik – und auf
vielerlei Interpretationen dieser Entwicklungen.
Hat die breite Durchsetzung einer queeren Perspektive, in der ja unbestimmt bleibt, was „Frauen“ sind, „frauenorientierten“ Aktivismus mittlerweile suspekt gemacht? Konnte der Gender-Mainstreaming-Ansatz radikalen Feminismen nachhaltig die Spitze abbrechen? Wer weiß noch, was eigentlich politisch korrekt ist und was alles nicht? Wie ist feministischer Aktivismus heute möglich, denkbar, wünschenswert – wo, warum, von wem, für wen?
Es diskutieren:
Anneliese Erdemgil-Brandstätter, Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle „Kassandra“, Mödling, Mitbegründerin und langjährige Obfrau des „Netzwerkes österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen“; Koordination des Fortbildungsprojekts „Gewalt gegen Frauen – Die Bedeutung des Gesundheitswesens“
Birge Krondorfer, Mitgründerin der Frauenhetz, politische Philosophin, tätig in Universitätslehre und Erwachsenenbildung
Sushila Mesquita, Philosophin, Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und engagiert bei Quote, beim Verein ZARA und im STICHWORT
Christine Klapeer, Politikwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Linz, im Team der Lesbenberatung Lila Tipp
Moderation: Hanna Hacker
Unkostenbeitrag: EUR 2,90
Nur für Frauen, Transgenders willkommen.

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