CfP: Flüchtige Identitäten: Jagd als Schauplatz geschlechtlicher Phantasien // Hunting Troubles: Gender and Its Intersections in the Cultural History of the Hunt (Publikation); bis: 31.12.2021

Laura Beck and Maurice Saß (Universität Bremen und Alanus Hochschule) (Web)

Einreichfrist: 31.12.2021

Unzählige antike Mythen berichten von männlichen Heroen, deren politische und sexuelle Gewalt in Bildern der Jagd Ausdruck finden. Gleichzeitig aber kann die Jagd nicht bruchlos als Refugium unhinterfragter Männlichkeit apostrophiert werden. Denn dieselben Mythen sind auch von jagenden Frauen bevölkert – wie beispielsweise der Jagdgöttin Diana, ihren Nymphen Daphne, Kalisto und Echo oder aber Sterblichen wie der Jägerin Atalante, die durch ihren Geliebten Meleager Zugang zu einer zuvor rein männlichen Jagdgesellschaft erhält und den kalydonischen Eber entscheidend verwundet.

Aber auch in den Minneliedern des Mittelalters tauschen die Liebenden auf der Liebesjagd lustvoll die Plätze und standesbewusste Rollenportraits frühneuzeitlicher Fürstinnen zeugen nicht weniger als Fremd- und Selbstinszenierungen kolonialer Jägerinnen besonders seit dem 19. Jhd. von der Vielfalt und Komplexität geschlechtlicher Rollenbilder der Jagd.

Zwar diente diese als Sinnbild und Exemplifikationstechnik asymmetrischer Machstrukturen immer wieder der Naturalisierung geschlechtlicher Differenz und Binarität. Allerdings scheinen Jagden und deren Medialisierungen immer wieder Räume zu eröffnen, in denen geschlechtliche und andere Grenzen nicht nur gezogen und bestätigt, sondern auch verunsichert und verwischt werden. Denn gleich ob sich der Jüngling Leukippos im antiken Mythos als Frau verkleidet, um sich Zugang zur Jagdgesellschaft der jungfräulichen Nymphe Daphne zu verschaffen, oder ob sich zweitausend Jahre später in Ernst Jüngers Kurzgeschichte ‚Die Eberjagd‘ (1952) das titelgebende Wild im Moment der Erlegung von einem prototypisch ,männlichen Tier‘ in ein als potentiell ,weiblich‘ gelesenes Wesen verwandelt: Die zumindest temporäre Veruneindeutigung von Geschlechtergrenzen, ihr Flottieren, scheint mit der prinzipiellen Liminalität der Jagdsituation und ihren Inszenierungen zwar nicht zwangsläufig, aber doch immer wieder einherzugehen. Weiterlesen, Quelle – and english version … (Web)