Vortragende: Joanna Bourke, Einstein Forum
Die Angst hat in der Moderne zerstörerische Kräfte in großem Ausmaß freigesetzt. Sie ist aber keineswegs gleichmäßig verteilt. Angst ist ein durchaus geschlechtsspezifisches Gefühl. Die Philosophin Susan Brownmiller schrieb 1975 in ihrer einflussreichen Polemik Against Our Will: »Die Entdeckung des prähistorischen Mannes, dass er seine Genitalien als Waffe benutzen könne, um Furcht zu erzeugen, muss als eine der wichtigsten Entdeckungen der Vorgeschichte gelten, vergleichbar mit dem Gebrauch des Feuers und der ersten rohen Steinaxt«. Daran anschließend stellt sich die Frage, wie Furcht im Laufe der Geschichte generell als Disziplinarmacht benutzt worden ist. Obwohl unzählige Berichte gezeigt haben, dass sie das Leben der Frauen eingeengt hat, unterscheiden sich doch sowohl das Maß der Furcht als auch die Art, darauf zu reagieren, je nach Rasse, Klasse, Generation und politischem Standpunkt. Die Geschichte der geschlechtsspezifischen Furcht ist eine Art, über den Zustand der Moderne nachzudenken.Joanna Bourke ist Professorin für Geschichte am Birkbeck College, University of London. Zu ihren Forschungsgebieten gehören die Kulturgeschichte Großbritanniens, Irlands, Amerikas und Australiens, Geschichte des Körpers und der Emotionen, Gendergeschichte und Militärgeschichte.
Ausgewählte Veröffentlichungen: Husbandry to Housewifery. Women, Economic Change and Housework in Ireland, 1890–1914 (1993); Working-Class Cultures in Britain, 1890-1960. Gender, Class and Ethnicity (1994); Dismembering the Male. Men’s Bodies, Britain, and the Great War (1996); An Intimate History of Killing. Face-to-Face Killing in Twentieth Century Warfare (1999); The Second World War. A People’s History (2001); Fear. A Cultural History (2006); außerdem die Audio-Produktion Eyewitness. A History of Twentieth Century Britain (40 CDs, 2004). Demnächst erscheint: Rape. A History from 1860 to the Present.
Einstein Forum, Beginn 19:00 Uhr
Neuer Markt 7
Potsdam