Vortragsreihe „Geschichte am Mittwoch“ (Web)
Zeit: Mi., 29.11.2023, 18.30-20.00 Uhr
Ort: Univ. Wien, Hörsaal 30, Universitätsring 1, 1010 Wien
Wie „Behinderung“ in der Habsburgermonarchie des späten 19. und frühen 20. Jhds. konzeptualisiert und behandelt wurde, gibt Einblick in die Entwicklung und Grenzen staatlicher Sozialpolitik bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Staatliche Sozialpolitik im Habsburgerreich galt lange Zeit als von Stagnation geprägt. Denn sowohl die Militärversorgung für ‚invalide‘ Soldaten als auch die Sozialversicherungszweige, die in den 1870er- bzw. 1880er-Jahren eingeführt wurden, blieben bis 1914 weitgehend unverändert. Darin unterschied sich die Habsburgermonarchie von Deutschland, Frankreich oder Großbritannien.
Gerade die analytische Linse von „Behinderungen“ demonstriert jedoch zugleich, wie sich auf dem Feld der Sozialpolitik unter der Oberfläche institutioneller Kontinuität bedeutende Verschiebungen auf der Ebene von Diskursen und sozialen Praktiken vollzogen. Denn es veränderten sich zum einen die Vorstellungswelten politischer Akteure vom Geltungsbereich imperialer Sozialpolitik, zum anderen implementierten lokale Akteure und Akteurinnen neue therapeutische Regime für Menschen mit Behinderungen. Der Vortrag beleuchtet das paradoxe Zusammenspiel von Kontinuität und Veränderung im Bereich der Sozialpolitik zwischen 1880 und 1918.
Moderation: Christa Hämmerle
Thomas Süsler-Rohringer ist seit Jänner 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Projekthaus Europa an der Ludwig-Maximilians-Univ. München. Er studierte Geschichte an der Univ. Wien und promovierte an der TU Berlin.
Quelle: veranstaltungen.geschichte@univie.ac.at