Klicktipp: Maria Bühner und Maren Möhring: Einleitung. Europäische Geschlechtergeschichten (Essay)

Veröffentlicht im Themenportal Europäische Geschichte | Schwerpunkt Europäische Geschichte und Geschlechtergeschichte (2019) (Web)

Einleitung. Europäische Geschlechtergeschichten
Maria Bühner und Maren Möhring

„Der Band „Europäische Geschlechtergeschichten“ (Web) arbeitet mit gender als Analysekategorie, um europäische Geschichte und Geschichtsschreibung (kritisch) zu befragen. Er konzentriert sich dabei auf die Geschichte der europäischen Neuzeit mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert. Anhand der vier Themenfelder „Feminismus“, „Frauenarbeit“, „Männlichkeiten“ sowie „Körper und Sexualitäten“ sollen zum einen zentrale theoretische und methodische Weichenstellungen der Frauen- und Geschlechtergeschichte nachvollzogen und zum anderen die große Bandbreite an Themen und Perspektiven verdeutlicht werden, welche die Geschlechtergeschichte bietet. Ein besonderer Fokus der Beiträge liegt auf der quellenkritischen Analyse des Untersuchungsmaterials, dessen Spektrum von der „Erklärung der Rechte der Frau“ von Olympe de Gouge aus dem Jahre 1791 bis zum Rap-Song „Ahmet Gündüz“ von Fresh Familee aus dem Jahre 1990/91 reicht.
Die Autor_innen[2] des Bandes haben unterschiedliche Analyseperspektiven gewählt: In einigen Beiträgen werden Frauen als Akteurinnen sichtbar und ihre Lebenssituation und Handlungen stark gemacht, in anderen werden Geschlecht, Sexualität und Körper dekonstruiert und/oder in Bezug gesetzt zu anderen Kategorien wie race und dis/ability. In manchen Beiträgen geschieht beides gleichzeitig. Dieser Band versteht sich damit auch als ein Plädoyer für Methoden- und Perspektivenvielfalt, um die Entwicklung der europäischen Geschlechterordnung(en) der Neuzeit in ihrer Mannigfaltigkeit und auch Widersprüchlichkeit zu beleuchten. Der Titel „Europäische Geschlechtergeschichten“ verweist mithin auf die Spannung zwischen europäischen Gemeinsamkeiten bei den Geschlechterarrangements einerseits und den oft gravierenden lokalen, nationalen und regionalen Differenzen innerhalb Europas andererseits. Mit Karin Hausen plädieren wir für eine produktive „Nicht-Einheit von Geschichte“[3] und damit für den Plural: europäische Geschlechtergeschichten.
Nach einem Überblick über die Entstehung und die methodisch-theoretischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechtergeschichte stellt diese Einleitung zentrale Aspekte europäischer Geschlechterordnungen der Neuzeit und die konstitutive Funktion heraus, die Geschlecht und Sexualität für eine Geschichte der europäischen Moderne zukommt. Im Anschluss werden Struktur und Inhalte des Bandes erläutert und die einzelnen Beiträge knapp zusammengefasst, bevor Hinweise zu dem bearbeiteten Quellenmaterial und einigen für die Frauen- und Geschlechtergeschichte hilfreichen Archiven die Einführung abschließen.

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Zitation: Maria Bühner und Maren Möhring, Einleitung. Europäische Geschlechtergeschichten, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2019, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1727>.