CfP: Dorothee Sölle und die feministische Theologie (02/2026, Köln); bis: 15.09.2025

Evangelische und Katholische Theologie, Univ. zu Köln: Julius Trugenberger, Folkart Wittekind und Norbert Brieden (Web)

Zeit: 06.-07.02.2026
Ort: Universität zu Köln
Einreichfrist: 15.09.2025

Dorothee Sölle (1929-2003) war eine engagierte Vorkämpferin für die Frauenemanzipation in Religion und Gesellschaft. Lange vor der Etablierung feministischer Fragestellungen und Forschungsansätze in der deutschsprachigen Theologie wurde sie in den 1960er und 70er-Jahren eher nebenbei zur Pionierin auf diesem Gebiet. Später haben ihr, wie sie schreibt, ihre „amerikanische Erfahrungen geholfen, einen theologischen Weg als Frau zu finden“. Doch worin bestanden diese Erfahrungen und wie haben sie Sölles Beitrag zum Diskurs bestimmt? Und worin lag der Anteil von engen Weggefährtinnen wie etwa der Mainzer Neutestamentlerin Luise Schottroff? Die Tagung geht diesen theologiehistorischen Fragen nach und verknüpft sie mit gegenwartsbezogenen: Welche Rolle können die feministisch-theologischen Impulse von damals in der Welt von heute spielen? Lässt sich an sie im 21. Jhd. anknüpfen? Und wenn ja, mit welchen Modifikationen?
Sölles Einsatz für „female empowerment“ hat seinen Niederschlag in sprachgewaltigen Texten gefunden, aus denen eine charismatische Persönlichkeit spricht. Viele ihrer Thesen unterlegt die Theologin mit (scheinbar) authentischen Erfahrungsberichten. Aus heutiger Sicht – nach mehreren Jahrzehnten zeitlicher Distanz – wirft das Fragen auf: Inwiefern gelingt es Sölle als in vieler Hinsicht privilegierter Mitteleuropäerin, ihren eigenen kulturellen Hintergrund umfassend zu reflektieren? Wird bei Sölle bereits klar – oder eher nicht –, wie ein bleibend aneignungssensibler, selbst- und machtkritischer Feminismus prinzipiell zu konzipieren ist?
Weitere Fragen ergeben sich daraus, dass sich das feministische Paradigma bereits zu Lebzeiten Sölles erweitert hat: Eine Rolle spielen hier etwa die grundlegenden Anmerkungen zu den Kategorien von „sex“ und „gender“, die auf die postmoderne Gendertheorie zurückgehen, oder verschiedene Kritikformen an eurozentristischen Ansätzen im Rahmen des sog. „postcolonial turn“. Inwiefern sich damit Horizonte auftun, die über Sölle und die frühe feministische Theologie hinausweisen oder inwiefern sich hierin Kontinuitäten zwischen den Diskursen zeigen, wird auf der Tagung zu diskutieren sein. Ebenso soll debattiert werden, wie sich das Verständnis von Theologie zu wandeln beginnt, wenn sich das Theologietreiben nicht mit „grauer Theorie“ zufriedengibt, sondern auf dem Gebiet der Geschlechtergerechtigkeit und auf verwandten Feldern (Intersektionalitätsdiskurs) auf reale gesellschaftliche Veränderungen drängt.
Damit sind einige der Aspekte benannt, denen sich der Workshop, veranstaltet von den Kölner Instituten für Evangelische und Katholische Theologie, widmen wird. Dieser Workshop ist der vierte in einer Reihe von interdisziplinär ausgerichteten Veranstaltungen, die sich der konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung mit der Theologie Dorothee Sölles und ihren Wirkungen widmen.

Interessent:innen aller Konfessionen aus allen Fachbereichen, die sich mit Dorothee Sölle, der feministischen Theologie und/oder den kirchlich-politischen Umbrüchen der 1960er Jahre bis in die Gegenwart beschäftigen, sind herzlich dazu eingeladen, sich für einen Vortrag mit anschließender Diskussion zu bewerben. Bitte schicken Sie hierzu bis zum 15. September 2025 ein Abstract (ca. 2.500 Zeichen) sowie eine Kurzvita auf Deutsch oder Englisch an folkart.wittekind@uni-koeln.de; nbrieden@uni-koeln.de oder an julius.trugenberger@uni-koeln.de.

Weitere, aktuelle Informationen zur Tagung sowie zum Forschungsnetzwerk „Die Theologie Dorothee Sölles und ihre Wirkungsgeschichte“ finden Sie auf der Website (Web)

Quelle: HSozKult