Klicktipp: Girl Pop (Sendungen/Podcast von Irmi Wutscher auf Ö1)

Ö1-Reihe Musikviertelstunde/Radiokolleg; Irmi Wutscher (Web)

Frauen dominierten 2024 die Musikcharts und räumten bei den Grammys 2025 ab. Gleichzeitig entstand eine neue Online Girl-Kultur mit Brat Summer, Barbie-Memes und Girl-Influencern, die die Popmusik beeinflusst. Girlishness, also Mädchenhaftigkeit, wurde in verschiedenen Popkultur-Epochen strategisch inszeniert, von den Spice Girls und Riot Grrrls der 1990er über Britney Spears, Beyoncé und Taylor Swift in den 2000er und 2010er Jahren bis zu den Brats von heute. „Girl“-Sein ist dabei keine feste Identität, sondern wandelbar. Die Ö1-Journalistin Irmi Wutscher erforscht in der Musikviertelstunde (je 15 Minuten) vier Jahrzehnte Girl-Kultur und deren Einfluss auf die Popkultur:

  • Riot Grrrls und Girlies: Die 1990er-Jahre (04.08.2025) (Web)
  • It’s Britney, Bitch: Die Nullerjahre (05.08.2025) (Web)
  • Empowerment und Girlbosse: Die 2010er-Jahre (06.08.2025) (Web)
  • Brat Summer und Sapphic Pop: Die 2020er-Jahre (07.08.2025) (Web)

Die Popkultur erlebt in den 1990er-Jahren ihre prominenteste Ära der Girl(ie)s. „Acting like a girl“ war eine neue Möglichkeit für Frauen in der Rockmusik, kulturelle Sichtbarkeit zu erlangen. Denn, sagt Missy-Magazine Mitgründerin Sonja Eismann: welche Zuschreibung an weiblich gelesene Personen gerade die meiste Sprengkraft entwickelt, hängt auch vom Kontext ab. Und gerade in den 1990ern (und zu einem Teil auch jetzt bei den Brat Girls) liegt eine gewisse Verweigerungshaltung gegenüber Anforderungen des Weiblich-Seins in der Selbstbezeichnung als Mädchen. Girlishness kann dabei grenzüberschreitend und feministisch sein, wie bei den Brats („Gören“) und den Riot Grrrls, aber auch den patriarchalen Status Quo zementieren, der Frauen in einer kindlichen, sexy, launischen und zahmen Rolle sieht.
Das galt für die Alternative-Welt, wo sich an der Westküste der USA mit Riot Grrrl eine Punk-Subkultur entstand. So wie das Babydoll-Kleid mit den klobigen Stiefeln wurde hier unschuldige Weiblichkeit im Auftreten mit Texten über sexuelle Gewalt oder Frauen-Unterdrückung kombiniert. Weichgespült erreichte der Girl-Trend aber auch den Mainstream, der Versatzstücke des Riot Grrrl-Punk aufgriff – ein bauchfreies Top und ein Bindi draufklatschte und als Girl Power an die Massen verkaufte.

Bücher zum Thema
Verena Bogner: Not Your Business, Babe! KiWi: 2024.
Sonja Eismann: Candy Girls. Sexismus in der Musikindustrie. Nautilus Flugschrift: erscheint September 2025.
Sophie Gilbert: Girl vs. Girl. Wie die Popkultur Frauen gegeneinander aufbringt. Fischer: 2025.
Jörn Glasenapp: Taylor Swift. Reclam: 2024.
Kersty Grether, Sandra Grether: Rebel Queens. Frauen in der Rockmusik. Reclam: erscheint Oktober 2025.
Kathleen Hanna: Rebel Girl. My Life As a Feminist Punk. HarperCollins: 2024.
Nora Princiotti: Hit Girls. Britney, Taylor, Beyoncé, and the Women Who Built Pop’s Shiniest Decade. Penguin Random House: 2025.

Weiterführende Artikel und Aufsätze
Teenage Girls and the legitimacy of fandom, Pitchfork 2015.
Rolling Stone, April 1999 Die Britney Spears Coverstory.
Gayle Wald: Just a Girl? Rock Music, Feminism, and the Cultural Construction of Female Youth
Marie Minkov und Josephine Papke: Sapphic Pop goes Mainstream, Missy Magazin. Plus Podcast-Folge dazu.

Filme/Dokus/Podcasts zum Thema
Dokumentation: „Britney Vs. Spears“ – Netflix 2021.
Dokumentation: „Miss Americana – Taylor Swift“ Netflix 2020.
Dokumentation über Kathleen Hanna: The Punk Singer (2013).
ARD-Podcast: Die Taylor Swift Story
ARD Podcast: Die Billie Eilish Story
PODCAST: Every Single Album – Nora Princiotti und Nathan Hubbard hören Pop-Alben.