Die Familie der 10jährigen Ella Reichel (geb. 1905) wohnte am Hauptplatz von Neulengbach. Seit April 1915 korrespondierte sie mit dem Soldaten Emanuel B. Der Kontakt war über eine Liebesgabenaktion ihrer Volksschule hergestellt worden. Darin können z.B. die Beförderungen des jungen Mannes innerhalb des Militärs nachvollzogen werden, der sich seit Jänner 1916 als Leutnant unterschrieb, aber auch Konventionen in der Korrespondenz-Kultur wie gegenseitige Glückwünsche zu Namens- oder Feiertagen, das Austauschen von Fotografien sowie von Grüßen an die Eltern, und es wird auch immer wieder der Zeitaufwand angesprochen, der an das regelmäßige Korrespondieren geknüpft war.
Feldpostkarte, 1. Februar 1916
1/II. 916.
Liebe kleine Ella!
Ich danke dir recht herzlichst für Deine l. Karten, und ich habe doch nicht gesagt, daß du das Lernen bevorzugst. Doch will ich nur du sollst dich nicht mit einem anderen Schreiben beschäftigen wenn du lernst. Grüße mir recht herzlichst deine liebe Mama Wie geht es dir? Sei recht herzlichst gegrüßt von deinem B.Lt.
Feldpostkarte, 9. Februar 1916
9/II. 916.
Herzliche Gratulation zum Namenstag von deinem B.Lt.
Brief mit Kuvert (Poststempel 14.029.1916, Kattowitz), 14. Februar 1916
14/II. 916.
Liebe kleine Ella!
Ich danke herzlichst, für deinen Brief und den lieben Blumen. Ebenso bedanke ich mich auch bei deiner lieben Mama für Ihre lieben Zeilen. Du sagst warum ich dir keine Photographie geschickt habe, kleine Ella du mußt mir halt verzeihen, denn ich war in dem Glauben dir eine geschikt habe. Also bei euch blühen schon die Blumen, na bei uns wird es schon noch ein wenig dauern. Wann ichs wohl schreiben kann, der Frieden ist da, daß weiß wohl nur der l. Gott. Na hoffentlich wird es ja nicht mehr so lange dauern, wie bis zum heutigen Tag. Continue reading →