Richard Pöhn (geb. 1892) war seit Anfang August 1915 an der Front in Italien eingesetzt. In der Korrespondenz mit der Familie in Wien waren das Funktionieren der Feldpost und Wünsche für Paketsendungen wiederkehrende Themen, wobei anklingt, dass die Soldaten auf materielle Unterstützung durch Angehörige oder Liebesgaben angewiesen waren. Richard Pöhn berichtete weiters von seinem Alltag und den Strapazen als Mannschaftssoldat sowie von Freunden in der Kompanie, mit denen seine Schwester „Addy“ offenbar (unbekannterweise) Liebesgaben-Korrespondenzen führte, die er initiiert hat.
Feldpostkarte an die Mutter Amalie Pöhn, 21. August 1915
21./8. 1915
Liebe Mama!
Wie ich dir schon mitteilte sind wir von diesem Ort von wo ich dir zuerst schrieb weckmaschiert, über einen 800 m hohen Berg dann ging es meist oben fort. Ein Marsch von 40 km in 24 Stunden. Hier liegen wir in einem Tal umgeben von lauter hohe Bergen.
Von weitem hören wir Kanonendonner. Es ist hier sehr schön, wäre aber schöner im Frieden. Nachts gehen meistens Gewitter nieder. Solange wir in Reserfe sind geht es uns immer besser bekommen täglich ½ L Wein, am 18./8. [Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I.] bekammen wir auch Käse Sadinen u. eine Schachtel erfrischungs Bombons. Die Kost ist immer die gleiche, früh Kaffee mittag Rindfleisch mit Bohnen Reis oder Gerstel Suppe. Ich bin gesund. Geht mir gut.
Viele herzliche Grüße von Richard
Feldpostkarte an die Schwester „Addy“ Pöhn, 22. August 1915
22./8.1915
Liebe Addy!
Aus deinem Schreiben erfahre ich das du nicht weist dass eine Comp. aus 4 Zügen bestet. Du kannst wenn du mir schreibst den Zug gans wecklassen so bekomm ich auch das Schreiben, wenn nur die richtige Comp. ist. Den kennen tut mich von die alten alles. Onkel Rudolf solls dir erklären.
Mit Ludwig bin ich noch immer beisammen er ist ja der letzte Wiener der mir geblieben ist. Die dir und Fl. Fischer geschriebe haben kenn ich alle. Habe immer auch die Adresse gegeben. Liebe Addy mir geht es gut. Bin gesund. Viele herzliche Grüße von deinem Bruder Richard.
Grüße an alle.
Habe wieder eine neue Feldpostnummer 323.
(…)
Feldpostkarte an die Mutter Amalie Pöhn, 28. August 1915
28./8.
Liebe Mama!
Da wir jetzt immer am selben Platz sind und nichts neues vorkommt, werde ich wenn ich Zeit habe, alle Tage nur eine Karte mit Name und Datum schicken. So das du sehr viel Nachricht von mir hast und dir nicht bange sein braucht. Wir sind noch in Reserfe.
Viele herzliche Grüße von deinem Sohn Richard
Grüße an alle
(…)
Feldpostkarte an die Mutter Amalie Pöhn, 5. September 1915
5./9.
Liebe Mama!
Ich habe gestern Paket 4. erhalten, vielen Dank. Bei uns gehen sehr viele Gewitter nieder meistesn bei nacht. Heute früh lag auf die hohen Bergen schon Schnee, der aber bis mittag fort war.
Sonst immer das gleiche. Bin gesund geht mir gut.
Viele herzliche Grüße von deinem Sohn Richard.
Grüße an alle.
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Feldpostkarte an die Mutter Amalie Pöhn, 12. September 1915
12./9.
Liebe Mama!
Ich habe Paket 7.8. mit Bisquit erhalten, vielen Dank. Paket 6. Mit Salami habe ich nicht bekommen. Das wir wieder ein anders Feldpostnummer haben 78 weist du schon. Das Nummer soll frei sein für Große Pakete 5 kg. Bitte erkundige dich ob es war ist.
Wenn dann schicke bitte mir ein warmes Hemd u. Unterhose warme Socken, Handschuhe und Stroheinlagen für die Schuhe. Auf dem Berge ist es schon kalt. Ich bin gesund.
Viele herzliche Grüße von deinem Sohn Richard.
Grüße an alle
Sammlung Frauennachlässe NL 20
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Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 54, Feldpost von Richard Pöhn, Datum, SFN NL 20, unter: URL