Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 96: Feldpostschreiben aus Wien an Viktor Podpera an einem unbestimmten Ort, 27. Februar bis 12. April 1917

1917 04 09Der Wiener Viktor Podpera (geb. 1896) hatte eine Handelsschule besucht. Im Ersten Weltkrieg war er in der „Tragtierreserve“ einer „Mannschaftsersatzabteilung“ eingezogen. Von seiner fragmentarisch erhaltenen Feldpost liegen insgesamt nur 12 Schreiben vor. Die folgenden drei Poststücke vom Frühjahr 1917 wurden von verschiedenen Absender/innen verfasst und geben damit einen Eindruck der jeweils unterschiedlichen Kommunikationen des 20jährigen. Seine Schwester Franziska „Fanny“ Podpera (geb. 1897) ging in ihrem Brief von April 1917 u.a. sarkastisch auf die Lebensmittelknappheit in Wien ein. In ihrem Brief wird zudem wieder angesprochen, dass Soldaten offenbar regelmäßig finanzielle Unterstützung von zu Hause benötigt und auch erhalten haben.

Feldpostkarte von Rudolf P. aus dem Wiener Rudolfspital an Viktor Podpera, 27. Februar 1917

Wien am 27. II. 17.
Lieber Freund!
Deine liebe Karte habe ich mit überaus großer Freude dankend erhalten. Ich muß dir auch bekanntgeben, daß ich seit 24 d. im Rudolfspital liege. Habe mich vom Frischen wieder verkühlt. Habe hohes Fieber u. sehr starken Husten. Jetzt geht es schon etwas besser. 3-4 Wochen wird s schon noch dauern, bis ich wieder hergestellt bin.
Sei herzlichst gegrüßt von Deinem Freund Rudi P.

Brief von Franziska „Fanny“ Podpera aus Wien an ihren Bruder Viktor Podpera, 9. April 1917

Am 9.4.1917
Liebster Bruder!
Habe heute Deinen lieben Brief welchen Du an die Mutter geschrieben hast gelesen und es tut mir sehr leid, daß Du so wenig Corespondenz von uns bekommst, aber Du weißt ja selbst wie es bei uns immer mit dem Schreiben ist, nun bin /./ noch dazu immer im Dienst und so geht es noch viel langsamer, aber beantworten tun wir Dir jedes Schreiben, welches wir erhalten.
Lieber Wicki, Du brauchst Dir keinen Kummer machen wegen dem Geld gar so gefährlich ist es nicht, wie Du Dir vielleich/t/ denk{s}t. Du kannst Dir ruhig, das kaufen was Du brauchst und wenn Du wieder noch vor Deinen so sehr ersehnten Urlaub Geld benötigst so werden wir Dir auch welches schicken. Jetzt bin ja ich samt unsern Rötlein [möglicherweise das Pferd aus dem Wäschereibetrieb, den ihre gemeinsamen Mutter in Wien Simmering führte] wieder gesund. Auch unser liebe Mutter befindet sich [… wohl] ganz wohl, bis auf die Schlanksucht an welcher wir hir in Wien alle leiden. Am besten ist es wenn Du Dich selbst überzeugst wie es bei uns in der Groß und Residenzstadt aussieht.
Komme also bald zu Deinen Dich herzlich grüßenden Angehörigen
Besonderen Gruß von Deiner Schwester Fany

Ansichtskarte mit einem Motiv von „Lwow. Plac Halicki. – Lemberg. Haliczer Platz“ von „Onkel K.“ an Viktor Podpera, 12. April 1917

12./IV. 1917.
Lieber Wiki!
Erhielt längere Zeit von Dir keine Nachricht und glaubte Dich schon in Urlaub. Unter dieser Adresse erhielt ich nichts von Dir. Ja, wann werden wir uns wiedersehen? Vielleicht bald! Ich bin gesund was ich auch von Dir hoffe. Sende Dir viele herzl. Grüße
Onkel K.

Sammlung Frauennachlässe NL 34
Nächster Eintrag aus dem Nachlass von Anna und Viktor Podpera am 5. September 2017

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Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 96, Feldpostschreiben an Viktor Podpera, Datum, SFN NL 34, unter: URL