Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Zeit: 21.06.2017, 18.30–20.00 Uhr
Ort: Institut für Geschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 45
Die Analyse ungleicher Besitzverteilung und ihrer historischen Ursachen ist nach wie vor äußerst relevant. In einer Pilotuntersuchung über Witwenverträge im südlichen Tirol hat sich gezeigt, dass in Bezug auf Landbesitz ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bestand, das seine Ursache in mehreren Aspekten hatte: Erbpraxis, Gütertrennung, Geschlecht, Vermögen und Verwandtschaft. Doch dieses Ungleichgewicht war nicht auf Frauen begrenzt; es betraf all jene, die keinen Anteil an den privilegierten Vermögenstransfers hatten.
Ausgehend vom Gerichtsbezirk Sonnenburg im Pustertal im südlichen Tirol werden zwei Perspektiven auf das Ungleichgewicht in der Besitzstruktur gerichtet: zum einen lebten im ländlichen Bereich, in dem Haus- und Landbesitz eine wichtige ökonomische Grundlage bedeutete, nicht nur Bauern mit Hofbesitz, sondern auch Handwerker, Tagelöhner/innen, Dienstleute und Witwen. Diese besaßen mitunter ein Seldenhaus, einen Hausanteil oder waren „Eingehäuste“. Zum anderen waren laut Tiroler Landesordnung unehelich geborene Kinder aus den erblichen Vermögenstransfers ausgeschlossen. Trotzdem finden sich Testamente ihrer Eltern, die ihnen einen Teil ihres Vermögens vermachen wollten. Beide Perspektiven eröffnen Einblicke in ökonomische Nischen und zeigen mögliche Strategien in einer scheinbar statischen Ökonomie.
- Moderation: Anton Tantner
Janine Maegraith ist Projektmitarbeiterin im FWF-Projekt „Vermögen als Medium der Herstellung von Verwandtschaftsräumen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert“ (P29394-G28), unter der Leitung von PD Mag. Dr. Margareth Lanzinger. Sie wohnt in Cambridge und ist Affiliated Lecturer und Director of Studies für Geschichte, Newnham College, Cambridge.