Klicktipp: Vortrag: Christl Wickert: Zum Dilemma von Häftlingsärztinnen und -pflegerinnen, 17.03.2020, Wien – online verfügbar

Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte (Web) und Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (Web) in Kooperation mit dem Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (Web) sowie dem Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien (Web)

Ort: FB Zeitgeschichte, Spitalg. 2-4, Hof 1, 1090 Wien
Zeit: 17.03.2020, 18:30-20:00 Uhr

Die Historikerin, Politologin und Kuratorin Christl Wickert berichtet in ihrem Vortrag über die schwierige Situation der Funktionshäftlinge, die für die Behandlung und Pflege inhaftierter Patient/innen von der SS verpflichtet wurden.

Die von der SS eingesetzten Ärztinnen, Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern mussten ihre Zwangsarbeit unter Bedingungen verrichten, die sie in äußerst schwierige Situationen brachten. Die Schwere und Anzahl der Erkrankungen und Verletzungen stand in keinem Verhältnis zu der unzureichenden Ausstattung auf den Krankenstationen. Diese Umstände stürzten sie in unausweichliche Dilemmata: In Entscheidungen über Leben und Tod, die über die Grenzen der Medizinethik weit hinausreichten.

Aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung des Corona-Virus musste der Vortrag abgesagt werden. Die Referentin hat ihn stattdessen aufgezeichnet und als Video zur Verfügung gestellt (Link).

Zur Ausstellung

Die SS verschleppte 120.000 Frauen aus 30 Ländern aus Ost- und Westeuropa nach Ravensbrück, 80 km nördlich von Berlin. Hier war 1939–1945 das grösste Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet. Im Mittelpunkt der Wanderausstellung über das Krankenrevier im KZ Ravensbrück steht die Arbeit des medizinischen Häftlingspersonals im Frauenlager.

Als Ärztinnen und Pflegerinnen wurden von der SS Häftlinge eingesetzt. Ihre Position als Funktionshäftlinge verlangte eine dauernde Gratwanderung zwischen den Befehlen der SS, ihren eigenen Überlebensinteressen und den Bedürfnissen der Kranken.

Was konnten sie tun? Was taten sie? Die meisten von ihnen versuchten, ohne ausreichende Medikamente und Verbandsmaterialien, kranken und verletzten Mithäftlingen zu helfen. Ihre Patientinnen beurteilten ihre Arbeit jedoch, wie die Berichte von Überlebenden dokumentieren, sehr unterschiedlich. Neben der Anerkennung ihres Einsatzes für die Mithäftlinge wurden sie u. a. auch für die Nichtbehandlung von Kranken, Selektionen und Tötungen mitverantwortlich gemacht.

Anhand von Fotografien, Dokumenten, Zeichnungen und Schriftzeugnissen ehemaliger Revierarbeiterinnen und ihrer Patientinnen, beleuchtet die Ausstellung Facetten des Lageralltags, in dem das Krank-werden oder Krank-sein, oftmals den ersten Schritt zum Sterben oder Vernichtung bedeutete.

Begleitprogramm der Ausstellung als PDF. Laufzeit: bis 20.03.2020