Bernhardine Alma (geb. 1895) arbeitete nach Schulaustritt im Haushalt der Eltern. Sie versuchte, schriftstellerisch veröffentlichen zu können und hegte den Wunschtraum, als Schauspielerin engagiert zu werden. Unmittelbar nach der Kriegs-Erklärung im Sommer 1914 formuliert sie in ihrem Tagebuch die Idee, sich als Rot-Kreuz-Schwester anwerben zu lassen.
26. Juli 1914. abends.
Krieg und Kriegstaumel – Frohe, herrliche Kriegsstimmung bei uns und in Deutschland! – – Ich wollte gerne die heutige „Tagblattextrausgabe“ herein geben, aber sonst wird das liebe Tagebuch zu dick – ergo muß ich sie mit gleich vielen anderen so aufheben. – – Wir hatten den serbischen Generalissmus Bontnik gefangen – und wieder frei gelassen. In Berlin und anderen deutsche Städten waren Demonstrationszüge ähnlich wie bei uns – wo sie die ganze Nacht währten. Es ist eine riesige Kriegsbegeisterung bei uns. Italien hält auch die Bündnistreue. Der eigentliche Krieg hat noch nicht begonnen. Auch heute standen ungeheure Menschenmassen vor dem Kriegsministerium, den Offizieren, den Soldatenzügen Ovationen bereitend. Es herrschte so eine frohe Stimmung. – – – Einen Demonstrationszug mit der Fahne sahen wir, die die Volkshymne sangen, den Dreibund hochleben ließen und „Pfui Serbien“ riefen. Das waren meistens junge Burschen niederen Standes, hingegen die übrige Menge größtenteils aus feinem Publikum bestand. – Und einen Trupp Soldaten sahen wir in eine Elektrische steigen, zur Kaserne und von da aus zum Krieg fahren. Im Gegensatz zu den übrigen waren diese, ebenso der dazugehörige Offizier ziemlich ernst. Der eine war noch sehr jung (ein ganz gewöhnlicher Soldat) und hatte so ein liebes, blasses Gesichterl. „Jetzt wird’s ernst!“ sagte er mir. Und ich habe ganz ruhig mit ihm gesprochen und es freute mich, als er dabei heitrer wurde. Er sagte, daß ich mitfahren solle, gleich und ich solle zum roten Kreuz gehen. – Ich sagte auch, daß ichs‘ wollte. – Und ich will es so gerne! – Ich habe mir schon ausgedacht, daß die leichter Verletzten nach Wien kommen; da ist dann in der Kolnitzschule eine Station vom Roten Kreuz, wo ich 3 x wöchentlich von 3–6 hingehe. Aber ich ginge auch – von mir aus – mit Freuden hinunter an die Grenze. – Es liegt so ein Band der Zusammengehörigkeit um die ganze Monarchie und Deutschland auch. – Unser Thronfolger (Franz Ferdinand) hat ja Heer und Flotte auf diese Höhe gebracht – und ist jetzt tot. Schade um ihn! – Diese Kriegsfreude bei uns hat etwas Herrliches an sich! – Die Soldaten und Offiziere ziehen ja da fort, für uns zu kämpfen. O, ich möchte ihnen recht viel Gutes tun. – Oder ich möchte gleich ganz mit. – Ich möchte schon wissen, was heute in 8 Tagen los ist! – – – Continue reading