Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 59: Liebesgaben-/Feldpostkarten von Emanuel B. an die Volksschülerin Ella Reichel von unbestimmten Orten an der „Ostfront“, 21. November 1915 bis 21. Januar 1916

NL 38 Emanuel Binder 1915 11 21Ella Reichel (geb. 1905) ging zur Volksschule in Neulengbach. Ihre Eltern führten hier am Hauptplatz eine Eisenwarenhandlung. Seit April 1915 korrespondierte sie mit dem aus Sibiu/Hermanstadt gebürdigen Leutnant Emanuel B. Der Postkontakt zwischen dem Schulkind und dem ihr nicht persönlich bekannten Soldaten war durch die Schule hergestellt worden. Im Laufe der Zeit ergab sich auch eine Korrespondenz zwischen der Mutter der Schülerin und dem Schreiber, der ab Jänner mit „Lt“ statt dem bisherigen „Fhn“ unterschrieben hat, also befördert worden war.

Feldpostkarte, 21. November 1915

21/XI 915.
Liebe kleine Ella! Deinen Brief den du mir am 12/X. geschrieben hast, habe ich erst heute zur Hand bekommen. Es freut mich wirklich auch, daß ich euch eine Freude bereitet habe mit meinem Bild [eine Fotografie, die er im Brief vom 21. September 1915 geschickt hat]. In erster Linie danke ich deiner Zigaretten, die vielleicht einem anderen eine Freude bereitet hat. Dann danke ich recht vielmals für die Glückwünsche von deinen lieben Eltern, indem ich sie auch zur gleichen Zeit recht herzlich grüße. Dich aber grüße ich auch recht herzlichst, schreibe recht bald. Handkuß an deine liebe Mama B.fhn [Fähnrich]

Feldpostkarte, 3. Dezember 1915

3/XII. 915.
Liebe Ella! recht herzliche Grüße sende Ich dir. Handkuß an Frau Mama. B.fhn

Postkarte ohne Datum (Poststempel 31.12.1915)

Recht fröhliche Weihnachten wünsche ich euch allen B.fhn

Feldpostkarte ohne Datum

Prosit Neujahr wünsche ich allen B.fhn

Feldpostkarte, 28. Dezember 1915 von Emanuel B. an Anna Reichel [Mutter von Ella Reichel]

28/XII 915.
Sehr geehrte gnädige Frau!
Für Ihre Glückwünsche möchte ich recht herzlichst danken. Ihr Frl Töchterchen bereitete mir wirklich sehr oft große Freude mit Ihrem schreiben. Sie können sich ja gar gar nicht vorstellen wie einsam es ist hier oft mal wie man sich freut wenn man hört die Post ist da. Schönen Dank für all daß gute u schöne daß sie beziehungsweise ihr Frl Töchterchen mir gesandt haben und grüße Sie recht herzlichst als Unbekannter Handkuß B.

Feldpostkarte, 3. Januar 1916 von Emanuel B. an Gabriele Reichel

3/I. 916.
Recht herzliche Grüße sendet dir und Handkuß an Frau Mama schreibe bald!!! B.Fhn

Feldpostkarte, 11. Januar 1916

11/I. 916.
Was gibt es denn kleine Ella?
Keine Schreiben erhalte ich von dir Bist du vielleicht krank? Grüße mir deine liebe Mama recht herzlichst. Ich bin gesund nur ist ein schauderhaftes Wetter. Schneesturm, na so etwas ist bei uns nicht bekannt. Ich grüße dich recht herzlichst dein B.Lt. [Leutnant]

Feldpostkarte, 16. Januar 1916 [Maschinengeschrieben]

16/I. 9i6.
Liebe kleine Ella ! ! ! Schon lange keine Nachricht von dir erhalten bist du vielleicht krank was ich dann sehr bedauern würde. Wie geht es deiner lieben Mamma? Ich lasse Ihr recht herzlichst die Hand küssen. Dich grüsse ich ebenfalls recht herzlichst dein B.LEUT.

Feldpostkarte, 20. Januar 1916

20/I. 916.
Liebe kleine Ella! habe deinen lieben Brief erhalten, ich danke recht schön. Ja srecklich das lernen kommt in erster Linie. U nachher nur ich. Schreibe wann du Zeit hast. Sei recht herzlich gegrüßt. B.Lt

Sammlung Frauennachlässe NL 38
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Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 59: Feldpost von Emanuel B. an Ella Reichel, Datum, SFN NL 38, unter: URL